so, nun hab ich schon so lange nichts mehr an der Page getan, das ich nun leider um so mehr zu schreiben habe...
es ist jetzt der 16.03.2011.Die schlechte Nachricht mal vorweg. Vor 2 Monaten haben wir erfahren, das Fabian es doch nicht überstanden hat.
Bis dahin war eigentlich alles super gut gelaufen... Fabian hatte im Sommer 2010 die Hauptschule ganz gut nach Klasse 10 abgeschlossen, hatte neue Freunde gefunden, fing an zu Skaten (was wir nie für möglich gehalten hatten, wegen seiner Gangataxie)... Klar gab es auch viele Rückschläge für ihn.. Fabian wollte eine Ausbildung zum Restaurantfachmann oder Hotelkaufmann beginnen... doch leider aufgrund seiner vorher gegangenen Erkrankung und die daraus gebliebenen Langzeitschäden wurde er von allen Betrieben die er angeschrieben hatte abgelehnt. Im September 2010 bekam er dann die Möglichkeit über die Kreishandwerkerschaft ein Berufsvorbereitendes Jahr im Kaufmännischen Bereich zu machen, die er dann auch mit Freude wahr genommen hatte. Er hatte einen Betrieb, nicht weit von zu Hause entfernt gefunden, der auch seinem neuen Hobby das Skaten entgegen kam, in dem er ein Langzeitpraktikum mit Aussicht auf Ausbildung machen konnte. Als ich die Kreishandwerkerschaft dann am 13.01.2011 davon in Kentnis setzte das Fabian einen Rückfall erlitten hat und er bis auf weiters Krankgeschrieben sei, bekam ich einen Tag später, am OP Tag, einen Anruf von Fabians Sachbearbeiter, der mir mitteilte das Fabian mit sofortiger Wirkung von der Maßnahme ausgeschlossen würde. Somit hatte Fabian dann auch seine Platz in dem Betrieb verloren...
Zwischen Weihnachten und Neujahr 2010 fing alles wieder an... Fabian hatte immer öfter Gleichgewichtsprobleme, war häufig absolut entkräftet und dauermüde. Da Fabian nun aber auch immer häufiger mit Freunden unterwegs war und hin und wieder auch schon mal mit denen was getrunken hat, haben wir das gar nicht so ernst genommen, da die beschriebenen Symptome meist abends auftraten wenn er wieder nach Hause kam. Das ganze spitze sich aber dann in der kommenden Woche so sehr zu, das ich dann am 03.01. 2011 bei seinem Onkologen in der UKM anrief und ihm das ganze beschrieb. Fabian war am Tag zuvor mehrfach so gestürzt, das er sich die Nase dabei blutig schlug. Sein Onkologe vereinbarte umgehend einen vorgezogenen MR-Termin. Dieser fand dann auch am 05.01.2011 statt. Leider hatte man danach gar keine Guten Nachrichten mehr für uns. Fabian hat in knapp 4 Monaten, gerechnet nach letztem MR-Termin im September 2010, 2 neue Tumoren "bekommen". Der eine an der gleichen Stelle wie vor 5 Jahren, der wieder den Nervenwasserkanal zur Wirbelsäule blockierte und einen 2. mitten im Kleinhirn versteckt. Der Tumor am Wirbelsäulenkanal konnte am 14.01.2011 weitestgehend entfernd werden. Den 2. im Kleinhirn konnte und kann man allerdings leider nicht entfernen. Um aber auch diesen bekämpfen zu können, hat Fabian sich dann am 16.02.2011 wieder in einen OP-Saal begeben. Bei dieser OP wurde Fabian in einer 4 stündigen Operation ein sogenanntes Seed in den Tumor plaziert, der diesen nun bis zum 31.03.2011 von innen heraus bestrahlen soll. Desweiteren bekommt Fabian eine Chemotherapie in Tablettenform mit Temodal. Leider kann keine stärkere Form der Chemo gestartet werden, da Fabians Körper das einfach nicht verarbeiten könnte. Eine Strahlentherapie auf herkömmliche Weise kann auch nicht gestartet werden, da Fabian die Höchstdosis die er bekommen darf, schon bei der ersten Erkrankung bekommen hatte.
Laut Statistik wird Fabian nur mit sehr, sehr viel Glück noch 2 weitere Jahre überleben!
Zur Zeit geht es Fabian Körperlich sehr gut. Er hat sich von den ganzen OP´s recht gut erholt, bekommt wieder Physiotherapie zur Verbesserung und Erhaltung der motorischen Fähigkeiten und auch sonst beklagt er sich wie immer sehr selten bis gar nicht. Im Gegenteil, er sieht alles recht positiv und läßt sich nicht unterkriegen!!
Es ist jetzt August 2011.
Fabian beginnt eine neue Ausbildungs-Maßnahme. Diesmal in der Behinderten Einrichtung in Maria Veen. Er kann in 4 verschiedene Arbeitsbereiche schnuppern, von denen er am ende der 3 Monatigen Maßnahme sich entscheiden kann welchen er erlernen möchte, auch in der Einrichtung.
4 Wochen ist Fabian jetzt in der Maßnahme. Entweder macht es ihm körperlich doch mehr zu schaffen als er zugibt oder er erleidet gerade wieder einen Rückfall. Da Fabian aber keine der uns bekannten Symptome zeigt, außer das er am Nachmittag bis aufs letzte Fünkchen ausgepowert ist, gehen wir davon aus das es einfach nur der ungewöhnlich lange Tag ist, der ihm zu schaffen macht.
Heute ist der 7.9.2011, Fabians großer Tag! Endlich, aus seiner Sicht, ist er 18 Jahre. Fabian hat es geschafft seine Volljährigkeit zu erreichen. Er hat sich ein paar Freunde eingeladen und möchte diesen Tag gebührend feiern. Wir tun unser bestes das es ein schöner Tag für ihn wird.
20.9.11
Als ich Fabian heute zur Arbeit wecken möchte, geht es ihm nicht gut. Ich rufe also in Maria Veen an und entschuldige ihn erst einmal für diesen Tag. Ich muss mich allerdings fertig machen und zur Arbeit gehen. Fabian hat sein Handy am Bett liegen und ich bin in 5 Minuten zu Hause wenn es drauf ankommt. Meine Cheffin weiß bescheid, das ich alles sofort stehen und liegen lasse sowie Fabian anruft. Der Anruf bleibt aus und somit bin ich planmäßig um 11:30 Uhr wieder zu Hause. Alles ist still im Haus. Keine Musik, kein Fernseher der läuft, kein Fabian der mir endgegenruft. Mich beschleicht eine böse Vorahnung. Langsam und mit wackeligen Beinen und einem zu tiefst schlechtem Gewissen gehe ich hoch zu seinem Zimmer. Auch hier ist alles dunkel und still. Fabian liegt auf der rechten Seite und schläft, tief und fest. Ich spreche ihn an, doch er reagiert nicht. Ich werde lauter, doch er reagiert immer noch nicht. Ich setze mich auf seine Bettkante und streichel ihn über die Wange aber immer noch keine Regung. Ich greife ihn an der Schulter und schüttele ihn leicht, da erst macht er langsam seine Augen auf und schaut mich verwirrt an. Ich sage ihm das er sich doch mal waschen und anziehen soll, ich geh in der Zeit Brötchen holen und dann wollen wir beide mal Frühstücken. Als ich vom Bäcker zurück bin, steht Fabian in seinem Schlafanzug vor dem Schrank mit seinen Medikamenten und sucht wie wild nach etwas. Auf meine Frage was er denn suchen würde, bekam ich ein "nichts!" zu hören. Ich hake natürlich nach. Fabian, was suchst du? Erst bekomme ich keine Antwort, doch dann sagt er mir, das er die Packungsbeilage seiner Chemotabletten suchen würde. Ich frage ihn was er denn damit vorhat, die hätten wir doch noch nie gelesen. Eine halbe Stunde hat es gedauert, bis er sich unter Tränen dazu durchringen konnte warum er danach sucht. Fabians linkes Ohr hatte in der Nacht aufgehört zu arbeiten. Sprich, er hörte auf dem linken Ohr nichts mehr. das erklärte mir, warum er beim wecken nicht auf meine Stimme reagierte. Weiter sagte Fabian das sich seine ganze linke Gesichtshälfte, wie Taub anfühlen würde. Ich machte ihm einen kleinen nicht wirklich ernst gemeinten Vorwurf das er es mir nicht sagen wollte. Ich rief sofort in der UKM an um einen MRT Termin zu bekommen. Doch die wollten mich auf nächste Woche vertrösten. Ich sagte denen das es sich um einen Akuten Notfall handeln würde, das Fabian nichts mehr hören würde und das sein Gesicht sich taub anfühlen würde und machte mächtig Druck am Telefon. Nach 4 Stunden bekamen wir dann den erlösenden Anruf das Fabian dazwischen geschoebn werden könne, wir sollten uns auf den Weg machen. Gesagt, getan. Nach 3 Weiteren Anrufen, der erste an meinen Mann, den zweite an meinen Bruder und den dritten an meine Cheffin, machte ich mich mit Fabian auf den uns schon im Schlaf bekannten Weg zur UKM. Leider ergab das MRT nichts gutes. Wieder wurde Fabian vom Krebs eingeholt. Doch diesmal war es anders als alle male zuvor. Fabian bekam noch am gleichen Abend sein Todesurteil. "Der Krebs hat sich in dein Stammhirn gefressen!" So die Aussage seines Onkologen. "Wir können an dieser Stelle nicht operieren! Wir werden uns aber ncoh heute Abend mit der Klimik in Hamm in Verbindung setzen, vielleicht können die es mit einem Seed wieder schaffen!" Ein Funken der Hoffnung keimt in Fabians Augen auf. Doch leider nicht für lange. Schon am nächsten Morgen erfahren wir das auch diese kleine Chance nicht wahrgenommen werden kann. Es ist nicht möglich eine Seed-Behandlung am Stammhirn durchzuführen. Es wäre das gleiche Ergebnis wie das einer OP, man würde ein Loch ins Stammhirn schneiden/brennen. Das hätte den sofortigen Tod zur Folge. Um Fabian nun aber irgendwie helfen zu können und sei es nur die Linderung der Symptome, verblieb Fabian 2 Nächte in der UKM und wurde mit Hochdosiertem Cortison behandelt um die Schwellung in seinem Hirn zu mindern. Einen weiteren Tag lehnte Fabian ab. Er wollte mit nach Hause, koste es was es wolle. Fabian wollte seine letzte Zeit nicht in der Klinik verbrin gen. Er wollte noch so viel wie möglich in Freiheit genießen. Zumindest solange es sein Körper zulassen würde. Wir wussten alle das es schnell gehen könnte, doch wir alle hofften zu diesem Zeitpunkt das wir ihn Weihnachten noch bei uns hätten.