Zwei Wochen sind seid der neuesten Diagnose vergangen. Das Brückenteam der UKM ist nun unser Wegbegleiter geworden. Sie erkundigen sich wie es Fabian und auch uns mit der schweren Situation geht? Ob wir irgendwelche Hilfsmittel für Fabian brauchen? Rollstulh, Rollator, Duschstuhl, Pipiflasche,Pflegebett und, und, und. Soweit hatten wir noch gar nicht gedacht, das es dazu kommen kann, das Fabian nicht mehr selstständig laufen kann, oder überhaupt irgendwie nicht mehr alleine klar kommt. Ich glaube, gerade ich, habe es auch ein Stückweit von mir weggeschoben. Wollte es nicht wahr haben. Eine Patientenverfügung haben die dem Fabian da gelassen. Klar, er ist jetzt 18, er hat das sagen und das letzte Wort über seinen Körper. Wir unterstützen ihn wo und wie wir nur können und sollte er den Wunsch nach eben dieser Verfügung haben, so werden wir auch das mit ihm durchstehen und ihm diesen Wunsch erfüllen, indem wir den Bogen mit ihm durchgehen wenn er soweit ist.

Fabian geht es soweit wieder gut, das er seine Arbeit bei Maria Veen wieder aufnehmen möchte. Er weiß das er es nicht bis zum Ende der Maßnahme schaffen wird aber was hat er denn sonst noch an Abwechslung in seinem Leben. Seine "Freunde" haben sich seid seinem Geburtstag schon nicht mehr Blicken lassen. Selbst seine Langjährigen "Freunde" aus Oberhausen, lassen weder von sich hören noch blicken! Außer uns, seiner Familie und den Leuten von Maria Veen hat er niemanden mehr mit dem er sich Unterhalten kann, mit dem er Scherzen kann, ja, Fabian hat seinen Lebensmut und seine Lebensfreude noch lange nicht verloren. Er ist traurig darüber das seine "Freunde" keine Zeit haben, das er nicht mehr genug Zeit hat seine Träume zu verwirklichen. 

Dritte Woche nach Diagnose.

Fabian wir zunehmend schläfriger, unkonzentrierter, wirkt teilweise depressiv. Das Gehör auf der linken Seite ist nun ganz verschwunden und aus dem tauben Gefühl der linken Gesichtshälfte wird langsam eine Lähmung der selbigen. Die Kraft in den Beinen läßt langsam nach, sodass er mehr und mehr auf die Hilfe von Rollator und Rollstuhl angewiesen ist. Auch in Maria Veen ist es natürlich nicht unbemerkt geblieben und Fabian wird nahegelegt doch die Maßnahme abzubrechen und die Restliche Zeit mit schöneren Dingen zu verbringen. Aber welche? Seine "Freunde" haben ja keine Zeit für ihn und die ganze Zeit zu Hause bei der Familie hocken und sich ständig fragen zu lassen:"Wie geht es dir? Kann ich was für dich tun? Brauchst du irgendwas? Willst du irgendwas?" "JA, Meine Ruhe und Mein Leben zurück!" hätte er mir wohl so manchesmal am liebsten an den Kopf geschmissen. Aber ich konnte nicht anders. Ich war unfähig die Zeit die mir mit ihm noch bleiben würde ohne diese Fragen zu verbringen. Ich konnte einfach nicht anders. Ich bin eben nur eine Mutter. 

vierte Woche nach Diagnose.

Das Unheil nimmt mit großen Schritten seinen Lauf. Fabian hat die Maßnahme in Maria Veen aufgegeben. Er kann einfach nicht mehr. Er kann sich auf nichts und niemanden mehr konzentrieren. Seine Beine wollen nun gar nicht mehr. Wenn er in sein Zimmer möchte oder von selbigen Zurück ins Wohnzimmer muss er die Treppen getragen werden. Wenn ich nun in sein Gesicht schaue, sehe ich Scham. Er schämt sich für die benötigte Hilfe auf die er nun angewiesen ist. Peinliches Schweigen macht sich in diesen Tagen zwischen uns breit. Ich weiß nicht mehr wie ich meinem eigenen Sohn begegnen soll. Ich hab ihm noch so vieles zu sagen und weiß einfach nicht wie! Wie ? Ich muss es schaffen, ich habe nicht mehr viel Zeit mit ihm, das weiß ich, das fühle ich und dennoch fehlen mir die Richtigen Worte ihm zu sagen das ich ihn über alles Liebe, das ich so wahnsinnig Stolz auf ihn und seine gebrachten Leistungen bin und das dann nicht nach einem Abschied klingen zu lassen. Und da ist es wieder, ich sehe ihn an und er lächelt sein bezauberndes, wenn auch mittlerweile eiseitiges Lächeln. Ich nehme ihn in den Arm und sag es ihm. Wie Stolz ich bin. Wie sehr ich ihn lieb habe. 

fünfte Woche nach Diagnose. 

Fabians linker Arm will nun auch nicht mehr so wie er es will. Er hat unkontrolierbare Zuckungen in ihm. Das schlucken und sprechen fällt ihm zunehmend schwerer. Jeder Schluck zu trinken, jeder Bissen zu essen wird für ihn zur Qual. Ein neuer Termin vom Brückenteam steht bevor. Noch immer nicht hat Fabian sich dazu durchgerungen die Patientenverfügung auszufüllen. Ist wohl doch zu endgültig für ihn, was ich mehr als verstehen kann. Wir besprechen alles mit dem Team. Gehen die neuen Symptome durch, überlegen wie wir seine Situation verbessern können. Eine Magensonde könnte abhilfe schaffen. Doch dazu ist fabian nicht bereit. Noch nicht. Auch lehnt er einen weiteren Aufenthalt in der Klinik ab. Nachdem alles besprochen ist und keine weiteren Fragen mehr sind, vorerst, verabschiedet sich das Team fürs erste.

sechste Woche nach Diagnose.

Wir können dabei zusehen wie Fabian Täglich, ja fast Stündlich weiter abbaut. Wenn er nicht schläft, kämpft er um das bischen Leben was ihm noch geblieben ist.

An jedem 2. Schluck zu trinken verschluckt er sich. Fast jeder Bissen zu essen schafft es nicht einmal in seinen Magen zu gelangen. Es ist Sonntag 6.11.11.Fabian hat sich doch zu einer Magensonde von uns überreden lassen. Die OP findet nächsten Dienstag, den 8.11.11 statt. Fabian wünscht sich eine letzte Pizza von seinem lieblings Pizzabäcker bei uns auf der Straße. Auch wenn wir wissen das er diese Pizza nicht wirklich essen kann, erfüllen wir seinen Wunsch. Fabian hat es sich nicht nehmen lassen mit rüber zur Pizzastube zu "gehen". Waren doch die "Kinder" der Besitzer zu seinen Freunden geworden.Seinen einzigen Freunden die auch in seinen letzten Tagen zu ihm hielten und ihn besuchten. Im Nachhinein betrachtet war es sein Abschied. Er bestellte sich, sichtlich um jedes Wort kämpfend, seine Lieblingspizza. Ich bestellte unsere hinterher und wir warteten. Beim rausgehen hob er seine Hand und fing an zu winken. "Das hat Fabian nie gemacht!" sagte die Besitzerin in einem späteren Gespräch zu mir, "Und da wußten wir das es ein Abschied für immer war."

Zu Hause angekommen haben wir dann gemeinsam unsere Pizza verspeist. Fabian hat es zumindest versucht. Doch jeder noch so kleine Happen blieb auf dem Weg in den Magen hängen und kam postwendend wieder zurück. Doch er wollte um alles in der Welt diese blöde Pizza essen, koste es was es wolle. Nachdem er die Pizza zu dreifiertel geschmeckt, gekaut, geschluckt und wieder hervorgebracht hatte, hat er es dann doch aufgegeben. das "essen" hatte ihn sehr stark ermüdet. Er wollte aber auch nicht in sein Bett und so blieb er noch fast 2 Stunden bei uns im Wohnzimmer. Wann immer wir ihn anschauten war er am lächeln. Doch wenn er es nicht merkte das wir ihn anschauten, sahen wir sein wahres Gesicht. In sich gekehrt, traurig, verständnislos auf seine eigene Situation. Immer wieder an diesem Abend und der folgenden Nacht, musste ich Fabian die Atemwege mit einem Absauggerät frei saugen. Er lehnte es ab einen Arzt rauskommen zu lassen, er müsse ja anderen tag eh ins Krankenhaus, bis dahin würde es auch so gehen. Ich blieb die halbe Nacht an seinem Bett, bis er eingeschlafen war und auch seine Atmung sich weitestgehend beruhigt hatte. Dann ging ich für 2 Stunden schlafen, bis der Wecker den Tag ankündigte. Wir ließen Fabian noch ein wenig schlafen, bis wir ihn für die Fahrt zur Klinik fertig machen mussten. Waschen und anziehen ging schon seid einer Woche nicht mehr selstständig. Im Auto schlief Fabian dann auch direkt wieder ein. In der Klinik angekommen, wurden einige vorbereitende Tests zur OP gemacht und ihm wurde ein Zimmer auf der Neurologischen- Pädiatrischen Kinder- und Jugendstation zugeteilt. Sein Bettnachbar ein kleiner Junge von vielleicht 5-6 Jahren war nicht lange sein Nachbar. Einige Stunden nach unserem Einteffen und einigen Husten- und Würgeanfällen wurde der Junge aus Fabians Zimmer geholt. Somit hatte Fabian ein Einzelzimmer. Wir verbrachten den ganzen Tag bis zum späten abend bei Fabian. Nach Rücksprache mit den Ärzten, Schwestern und vor allem natürlich mit Fabian, haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht, nur um am Folgenden Diensttag dem 8.11. um 8 Uhr vor seiner OP wieder da zu sein. Wir brachten ihm Sven, sein Kuschelschaf das er ganz am Anfang seiner Erkrankung bekommen und jede noch so kleine OP mitgemacht hatte, mit. Er strahlte uns dankend an und drückte Sven fest an sich. Eine Stunde später war es dann soweit. Wir zogen Fabian für seine OP um und auch Sven bekam sein obligatorisches OP-Bändchen um den Hals gelegt. Wir brachten Fabian wie jedesmal bis zur OP -Schleuse, verabschiedeten uns, wünschten ihm angenehme Träume und versprachen ihm noch einmal, das es definitiv seine letzte OP war und das wir ihn unter allen Umständen am nächsten Tag wieder mit nach Hause nehmen. Das war seine Bedingung, zur Einwilligung dieser OP. Seine Patientenverfügung lag ausgefüllt und Unterschrieben auf Station in seinem Nachttisch. Er hatte alles Lebensverlängernde, was KEINE aussicht auf Heilung versprechende Maßnahmen abgelehnt. Lediglich zu Kurzzeitigen  Lebenserhaltenden Maßnahmen nötigen Dinge, wie eben jetzt für die OP, hatte er zugestimmt. 

Als nach 5 Stunden endlich der erlösende Anruf von der Wachstation kam, das er bei Bewusstsein sei, und ich kurz zu ihm dürfte, ließen wir alles stehen und liegen und sind nach unten geeilt. Mein Mann und meine Tochter Angelina warteten auf dem Flur vor dem Aufwachraum. Ich zog mir die Schutzkleidung über und lief auf meinen Sohn zu. Er öffnete die Augen, immer noch stark benommen von der Narkose, hob beide Daumen in die Luft und lächelte mich an. Wie um zu sagen, "siehste ich hab es mal wieder geschafft!". 

Doch seine Werte auf den Überwachungsmonitoren waren da anderer Meinung. Sein Puls war zu schnell, sein Blutdruck zu hoch und der Sauerstoffgehalt in seinem Blut war auf unter 65 prozent gefallen. Immer wieder wurde der Alarm ausgelöst. In den letzten zwei Tagen hatte er durch sein ständiges erbrechen stark an Flüssigkeit verloren, was die im Aufwachraum durch Kochsalzlösung ausgleichen wollten. Leider erzeilten sie damit den unerwünschten Nebeneffekt, das sich das Schleim in Fabians Atemwegen wieder zu verflüssigen begann und er wieder mit den starken Husten- und Würgeanfällen zu leiden hatte. Nach weiteren 2 Stunden durfte Fabian dann endlich wieder auf die Station zurück. Wir ließen sofort seinen Onkologen und das Brückenteam anpiepsen um mit denen Rücksprache zu halten und zu erafhren wie es weiter geht. Sein Onkologe war in einem wichtigen Elterngespräch und konnte deswegen nicht sofort zu uns kommen. Das Brückenteam war dann gegen 17 Uhr bei uns. Fabian bekam immer schlechter Luft, verweigerte aber die Atemmaske. Mehrfach wurde er durch Schwestern abgesaugt, bis ein Arzt dazu kam und ihn absaugte. Allerdings beließ er es nicht bei den Atemwegen, sondern pumpte ihm gleich den letzten Rest Mageninhalt auch noch aus. Was Fabian als so dermaßen unangenehm empfand, das er danach dann auch das absaugen ablehnte,wahrscheinlich aus Angst das wieder bis in den Magen gegangen werden würde.

Immer wieder fielen Fabian die Augen vor Erschöpfung zu, doch er war zu unruhig um den Schlaf über sich kommen zu lassen. Alle paar minuten schreckte er zusammen und schaute sich suchend um. "Wir sind hier, Fabian, wir sind bei dir." Sagten wir jedesmal zu ihm wenn er wieder zusammen fuhr. Um 19 Uhr kam die Ärztin vom Brückenteam wieder zu uns ins Zimmer und erkundigte sich nach Fabians befinden oder ob wir etwas bräuchten. Sie schoben uns Betten ins Zimmer, brachten Kaffee und schauten immer wieder besorgt ins Zimmer. Die Ärztin erklärte uns nun,  das Fabian die nacht wohl nicht überleben würde, da er eine Atemhilfe ablehnte, würde es auf einen Kohlenmonoxidtod hinauslaufen. Er selber würde das nicht einmal wirklich mitbekommen, weil seine Sinne dann schon zu sher runtergefahren wären. Dennoch bot sie Fabian an ihm Mophium zu verabreichen um es ihm leichter zu machen. Erst lehnte Fabian auch das ab. Er konnte sich verbal nicht mehr äußern, die letzten verständlichen Worte "dasLicht..." waren schon einige Zeit her, somit blieb ihm nur das zustimmende Nicken oder ablehnende Kopf schütteln. Er schüttelte also den Kopf. Die Ärztin sah uns an und ich fing wieder an Fabian anzuflehen er möchte doch dem Morphium zustimmen, es sei doch nur zu seinem besten, ich würde nicht wollen das er alles bei vollem Bewusstsein miterleben müsste. Und nach kuzem überlegen willigte er dann doch ein. Somit hatte er in dem einen Arm einen Novalgintropf gegen die Operationsschmerzen und in dem anderen Arm den Morphiumtropf. Nach einer halben Stunde zeigte das Morphium aber immer noch keine Wirkung. Immer noch schreckte Fabian alle paar Minuten zusammen und schaute sich suchend um. Wieder ließen wir die Ärztin rufen. Sie erhöhte die Dosis. Auf dem Monitor war zu sehen das er langsam ruhiger wurde. Doch leider auch, das der Sauerstoffgehalt im Blut auf unter 30 prozent gefallen war. Eine äußerst kritische Marke. Ich hatte mittlerweile meinen Bruder angerufen und ihn über alles informiert und er hatte sich direkt auf den Weg gemacht. Genau wie unsere nun langjährige Freundin Natalie, hatte ich angerufen, und die hat sich sofort auf den Weg gemacht um uns zu unterstützen und die letzten Stunden mit Fabian zu verbringen. Als auch die beiden dann da waren, wurde Fabian langsam ruhiger. Die Medikamente zeigten langsam ihre Wirkung. Doch immer noch fand Fabian nicht die nötige Ruhe um seine Augen geschlossen zu halten. Wir fragten ihn ob wir ihm noch mehr Medikamente geben sollten und er nickte. Also bekam er in beide Wangen noch je 1 Tavor geschoben.  Es ist jetzt 1:45 Uhr in der Nacht. Fabian ist endlich eingeschlafen. Mein Bruder und mein Mann wollen mich überreden eine rauchen zu gehen, doch ich kann mich nicht von Fabian lösen. Ich habe Angst, das er genau in dem Moment aufhört zu Atmen wenn ich nicht bei ihm bin, wenn ich sozusagen mein Versprechen breche und wegen einer blöden Zigarette in seinem letzten Moment nicht bei ihm bin. Also schicke ich die beiden alleine. Natalie sitzt bei Angelina im Spielzimmer der Station und leistet ihr Gesellschafft. Wir wollten nicht das sie die letzten Minuten von fabian mit ansehen muss. 10 Minuten später sind die beiden wieder da. Mein Bruder fragt mich wieder ob ich nicht mit ihm eine rauchen gehe wolle, Dirk wäre doch jetzt wieder da. Ich sehe mir meinen Sohn an und sehe sein lächeln, er lächelt tatsächlich, wie um zu sagen geh ruhig Mama, ich bin gleich auch noch hier. Dirk wollte kurz zu Angelina ins Spielzimmer und ich bin mit meinem Bruder auf dem Weg nach unten. Bei den Schwestern mach ich aber noch mal halt und bitte sie mit auf Fabian zu achten. Sie sagt ich solle die Türe doch dann bitte auf lassen. Als ich zurück zum Zimmer komme und die Tür leise wieder aufmache, traue ich meinen Augen nicht. Fabian ist gerade dabei seine letzten Atemzüge (ohne Atem) zu machen. Ich stürme auf ihn zu, rufe nach der Schwester und hoffe das es nicht vorbei ist. Doch diese Hoffnung starb mit Fabian am 09.11.11 um 2:22Uhr.

Unser geliebter Sohn, Bruder, Neffe und Freund ist gestorben. Der Krebs war stärker als sein Überlebenswille.

Nun Ruhe Fabian in Frieden.

Seinen letzten Willen, seine Einäscherung und Ausstreuung im Meer haben wir folge geleistet. 

 

 

Datenschutzerklärung
Gratis Homepage von Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!